Objekte von David Fried bei AMA.art im Angebot:
in bed with Lucy and Dolly / 2003 / € 6.500
Rainscape (RS-63) / 2008 / € 1.400
stemmer / 2010 / € 7.700 / nicht mehr verfügbar
stemmer (ST-H3-15) / 2015 / 2013
Acrylic, urethane, flip-flop paint, invisible fixture for hangig line, Unique, Initialed on top.
Stemmers – skulpturen
Die ineinandergefügten Kugeln und die facettenreichen inneren Strukturen dieser Skulpturen erinnern an eine Vielzahl von Phänomenen und Prozessen aus Natur und urbanem Raum. Obwohl ihre Gestalt eindeutig auf allgemeinen Gesetzen von Ökonomie und Selbstorganisation basiert, wie sie etwa in Formen adaptiver Blasenbildung vorkommen, gibt es auch die gewollte Assoziation von organischen Zellhaufen.
Im Fokus auf die grundlegendste Form von Autonomie – die Membran: sowohl Abgrenzung als auch Kommunikator zwischen einem Selbst und seiner Umgebung – formuliert Fried hier die abstrakte Darstellung des Ursprungs von Leben, sei es natürlich oder konstruiert.Ihre Formen erscheinen in einem noch nicht ausdifferenzierten, aber fruchtbaren Stadium – wie eine Venus von Willendorf bei der Empfängnis – voller Potenzial, bereit für Zufall, Einfluss, Selbstbestimmung.
In Frieds spiegelnd polierten Versionen aus rostfreiem Stahl sehen wir uns und unsere Umgebung in facettenreichen Oberflächen reflektiert und von der Skulptur rundum absorbiert. Ihr Erscheinungsbild nimmt die jeweilige Umgebung in sich auf, wird großenteils durch sie bestimmt – eine Anspielung darauf, dass unser Gefühl für Identität auf einer komplexen Verschränkung von Anlage und Umwelt basiert.
Das Netz aus spitzen Winkeln, das die verschieden großen einander schneidenden Kugeln erzeugen, führt zu dynamischen Formen, die trotz ihres rein mathematischen Ursprungs biologisch wirken und einen abstrakten, seltsam persönlichen Charakter zu besitzen scheinen.
Fried prägte den Ausdruck Stemmer als personifizierenden Namen für Stammzell-Schöpfungen („stem-cell creations“). Die Stammzelle ist derzeit das vielversprechendste und auch umstrittenste programmierbare, sich selbst reproduzierende Basiselement auf zellularer Ebene, die um die letzte Jahrhundertwende in den Händen von Gentechnikern zu „Gold“ wurde – das Material der Wahl für absolute Formung.
Wie in vielem anderer seiner Werke präsentiert uns Fried hier in minimalistisch-symbolischer Bildsprache eine Verschmelzung mythologischer und wissenschaftlicher Überzeugungen und weist dabei auf manipulative Prozesse hin, die tief in unserer heutigen Kultur verwurzelt sind. Mit Neubelebung und Modernisierung der ältesten Fruchtbarkeitssymbole der Menschheit – in einer Epoche, in der angewandte Technologien über die älteste Form von Reproduktion und Evolution triumphieren –, durch Fruchtbarkeitssymbole einer synthetischen Natur, konfrontiert uns Fried mit unserer Sehnsucht und der Fähigkeit, den natürlichen Lauf der Dinge und womöglich auch die Zukunft unserer eigenen evolutionären Entwicklung zu verändern.
zum Lebenslauf von David Fried